Traumschleife Domblick: Im Flow zum Dom, der keiner ist
Mit der Traumschleife Domblick im Hunsrück verbinde ich schöne Erinnerungen. Warum? Das versuche ich Dir hier näher zu bringen.
Schöne Wanderungen kann man planen, aber nur bis zu einem gewissen Grad: Landschaftlich reizvolle Strecken kann sich der Wanderer aussuchen. Er kann auf schönes Wetter warten, seine Lieblingsverpflegung einpacken oder sich eine zusätzliche Belohnung in Form eines Restaurant oder Kaffee-Besuchs gönnen.
Doch es gibt etwas, das man nicht planen kann – und so etwas erlebte ich auf der – eigentlich recht unspektakulären – Traumschleife Domblick. Kurz nach dem Ende des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 machte ich einen kleinen Kurzurlaub in etwas ungewöhnlicher Form: Ich startete am Mittwoch vor Pfingsten in Richtung Rhein, wo ich in der Nähe von Boppard zwei Übernachtungen gebucht hatte, um mehrere Traumschleifen zu wandern.
Vom Rhein in den Hunsrück
Spontan entschloss ich mich dort, nicht schon am Freitag nach Hause zu fahren, sondern quasi auf halber Strecke im Hunsrück in der Nähe von Kirchberg zwei weitere Übernachtungen anzuschließen. Im kleinen Örtchen (manche würden Kaff sagen) Dill fand ich eine nette kleine Ferienwohnung mit einer rührigen Vermieterin. Ich möchte keine Werbung machen, aber man braucht kein Sherlock Holmes zu sein, um diese auf den einschlägigen Buchungsportalen zu finden.
Bei der Ankunft im Hunsrück-Örtchen war ich schon ein klein wenig verschwitzt, denn vor meiner Abreise vom Rhein hatte ich bereits die 10,4 Kilometer lange Traumschleife Elfenlay flott hinter mich gebracht. Denn das Ziel dieser Kurzreise war es auch, mich auf meine Ende Juni anstehende zehn Tage dauernde Wanderung über den Eifelsteig vorzubereiten.
Der Kofferraum als Leergut-Depot
Zehn Tage am Stück war ich zuvor noch nie gewandert. Entsprechend wusste ich nicht so recht, was auf mich zukommt – das wollte ich mit dieser kleinen Reise aber mal ein wenig testen. Kleiner Fun-Fact, mit dem ich mich bei Umweltfreunden unbeliebt mache: Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine wieder verwertbaren Trinkflaschen – und so verwandelten zu diesem Zeitpunkt an die 30 leere und ungefähr genau so viele volle 0,5-Liter Plastik-Sprudelflaschen meinen Kofferraum ins reinste Chaos. Freunde des nachhaltigen Wanderns mögen es mir verzeihen! Mittlerweile nutzte ich auch nachfüllbare Trinkflaschen und ein super praktisches Trinksystem von Deuter*.
Traumschleife Domblick kam ins Radar
Aber zurück zur Traumschleife Domblick. Der Startpunkt der 10,8 km langen Tour war schnell erreicht. Der kleine Parkplatz in der Ortsmitte von Ohlweiler war ebenso schnell gefunden. Also Rucksack auf die Schultern, die schwarzen Wanderschuhe an und los ging’s. Zunächst verlief die Strecke über einen breiteren geteerten Weg. Das war zwar noch nicht so toll, aber es ließ sich schon erahnen, dass es eine ruhige Wanderung durch eine schöne Landschaft werden würde.
Keine Menschenseele war unterwegs – auch wenn in der Ferne die Musik von ein paar jungen Erwachsenen zu hören war, die sich zum Zelten getroffen hatten und die unter Umständen schon mehr als ein Bier verköstigt hatten. An manchen Tagen hätte mich das genervt. Doch dann passierte etwas, das schwer zu erklären ist. Ich war richtig gut gelaunt, ich hatte tierische Freude am Laufen, während mir die Frühlings-Sonne bei wohl exakt genau der richtigen Temperatur zum Wandern auf den Kopf schien. Und so kam ich wohl in einen sogenannten „Flow“.
Der Traumschleifen-Flow setzte ein
Darunter verstehen Experten das völlige aufgehen in der Tätigkeit, der man sich gerade widmet. Bei Läufern ist dieses Phänomen auch als „Runners high“ bekannt. Wie von selbst verflog Kilometer um Kilometer. Es war einfach angenehm und machte tierisch Spaß.
Besonders schön waren neben der Ruhe die Blicke auf den majestätischen Soonwald in der Ferne im zweiten Drittel der Wanderung. Noch Monate später kommt mir beim Gedanken ans Wandern immer wieder diese Strecke in den Sinn, obwohl andere weit mehr Sehenswürdigkeiten oder beeindruckende Naturschauspiele boten.
Nach etwas mehr als zwei Stunden, es schien mir, als sei ich gerade erst losgegangen, war wieder die Musik der Feiernden zu hören. Doch auch sie störte den „Flow“ keinesfalls, obwohl ich da wusste, dass ich bald wieder am Auto sein würde.
Während der ganzen Beschreibung habe ich jetzt etwas Wichtiges vergessen, was mir bei der ersten Berührung mit dieser Strecke ein wenig Stirnrunzeln verursachte: Warum heißt die Traumschleife Domblick? Was soll man da sehen? Den Speyrer Dom? Den Kölner Dom? Ist doch alles viel zu weit weg!
Die Antwort: Man kann einen Blick auf den Hunsrückdom in Ravengiersburg (den Ortsnamen muss ich immer noch googlen) erhaschen.
Wer möchte, kann diesen auch auf einer 2,5 Kilometer langen Extrarunde erkunden, was ich allerdings vor lauter Flow nicht gemacht habe. Mit der Geschichte dieses für das kleine Dorf völlig überdimensionierten Bauwerks, will ich hier nicht Zeilen füllen – die kann man im Netz nachlesen.
Nur soviel: Der im 11. Jahrhundert gebaute Dom ist eigentlich gar kein Dom, sondern war früher ein Kloster. Nachdem er im 30-jährigen Krieg zerstört wurde, wurde das heutige Kirchenschiff zwischen 1718 und 1722 errichtet. Die Traumschleife Domblick ist als mittelschwer eingestuft. Da man noch nicht einmal 200 Höhenmeter überwinden muss, würde ich sie als leicht bezeichnen. Lediglich eine Steigung ist mit ein wenig Kletterei und einer Sicherung durch ein Seil verbunden. Vielleicht ist dies der Grund für die Einstufung als „mittel“.
Fakten Traumschleife Domblick:
Länge: 10,8 km.
Aufstieg: 115 hm (laut der Webseite des Saar-Hunsrück-Steig. Mir wurden bei meiner Tour am Ende rund 150 angezeigt).
Schwierigkeits-Einstufung: mittel (eher leicht).
Anfahrt: Hunsrückhöhenstraße (B327,B50) Ausfahrt Biebern, Nannhausen, Ohlweiler, im Kreisel die 3. Ausfahrt nehmen K18, Hauptstraße Ohlweiler.
Start- und Ziel: Simmerbachbrücke an der Hauptstraße in Ohlweiler.
Sehenswerte Wanderstrecken in der Nähe: Traumschleife Altlayer Schweiz, Traumschleife Heimat,
Entfernung von:
Mainz: 67 km, Koblenz: 66 km, Ludwigshafen: 113 km, Trier: 82 km
Saarbrücken: 127 km, Saarlouis: 121 km, St. Wendel: 83 km, Neunkirchen: 101 km.
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Kleines Video zur Traumschleife Domblick (leider bei nicht optimalen Lichtverhältnissen):